Letzte Aktualisierung: 23.02.2025
Etwas Physik
und mehr
Hier etwas Physik, da ein Hauptargument gegen Stahl ist, dass die Jigköpfe
dadurch zu groß werden. Ich habe mir das mal etwas genauer theoretisch
und praktisch angeschaut.
Dichte: Blei 11,3 g/cm³; Stahl 7,8 g/cm³; Dichte-Verhältnis
Blei/Stahl: 11,3/7,8 = 1,45 (in Luft)
Da man aber
im Wasser fischt, ist das Verhältnis im Wasser interessant:
Verhältnis Blei/Stahl im Wasser = (11,3 - 1) / (7,8 - 1) = 1,51,
weil Wasser mit Dichte 1 einen Auftrieb erzeugt.
D.h. um mit einer Stahlkugel im Wasser auf das selbe Gewicht wie mit
einer Bleikugel zu kommen, muss die Stahlkugel ein 1,51 mal so großes
Voumen haben. Der Durchmesser einer Kugel steigt mit der 3. Wurzel des
Volumens. Die 3. Wurzel aus 1,51 ist 1,15. D.h. der Durchmesser eines
Stahl-Jigkopfs ist um 15% größer als der eines gleich schweren
Blei-Jigkopfs.
In der Praxis ist das Verhältnis etwas schlechter, weil beim Bleikopf
oft auch der Hakenschenkel ein Stück mit Blei ummantelt ist und kein
Schlitz vorhanden ist.
Man kann rechnen, dass ein Stahlkopf einen ca. 20% größeren
Durchmesser als ein gleich schwerer Bleikopf hat.
Beispiele siehe nachfolgendes Fotos:
Montiert:

Größenvergleich 10g Stahlkopf vs. 10g Bleikopf; montiert
an 10cm-Gummifisch
Im Verhältnis zum Bleikopf wirkt der Stahlkopf schon groß,
ich finde aber, dass er im Verhältnis zum 10cm-Gummifisch nun auch
wieder nicht so auffällig ist. Ich hoffe jedenfalls, die Zander sehen
das auch so :)
Grafischer Vergleich Blei - Stahl:
Unmontiert:

Größenvergleich 10g Stahlkopf vs. 10g Bleikopf
Ein anderer Vergleich: Ein 10g-Stahlkopf ist etwa so groß wie ein
14g-Bleikopf mit nicht ummanteltem Hakenschenkel (sonst wie 15g).
Siehe nachfolgendes Foto:

Größenvergleich 10g Stahlkopf vs. 14 g Bleikopf
Vergleich mit ZAMAK:
Manche bleifreie Rundkopf-Jigköpfe am Markt sind aus ZAMAK (Legierung
aus Zink Aluminium Magnesium Kupfer). Sie
sind bei gleichem Gewicht größer als Köpfe aus Stahl,
weil ZAMAK nur eine Dichte von ca. 6,7 g/cm³ hat, Stahl jedoch 7,8.
Giftigkeit und Korrodierfähigkeit kann ich als Laie wenig beurteilen.
Ein 10g ZAMAK-Kopf ist merkbar größer als ein 10g Stahlkopf:
Größenvergelich 10g Stahlkopf vs. 10g ZAMAK-Kopf
Weitere grafische Größenvergleiche von Jigköpfen aus
Blei mit anderen Materialien siehe Seite Alternativen
zu Bleijigs
Beim Vergleich der verschiedenen Materialien ist auch noch zu beachten,
dass Blei im Wasser etwas schwerer als Stahl ist.
1 cm³ Blei wiegt im Wasser 11,3 -1 = 10,3g, also um 8,8 % weniger
als in Luft.
1 cm³ Stahl wiegt im Wasser 7,8 -1 = 6,8g, also um 12,8 % weniger
als in Luft.
Daraus folgt: Ein 10g Bleikopf wiegt im Wasser 9,12g. Ein 10g Stahlkopf
jedoch nur 8,72g also 0,4g weniger.
Kommt es wegen der 20% größeren Jigköpfe zu einer
Verringerung des Fangerfolgs?
In trübem Wasser vermutlich kaum. Meine Fangergebnisse bestätigen
diese Vermutung. In klarem Wasser spielt der größere Kopf vermutlich
schon eine gewisse Rolle. Welche, müsste man durch Praxistests herausfinden.
Wäre dankbar über entsprechende Erfahrungsberichte.
Es wird ja ohnehin auch mit größeren (aber natürlich
auch schwereren) Blei-Köpfen erfolgreich auf Zander geangelt. Manchmal
hört man auch von guten Erfolgen bei deutlich überbleiten Ködern,
also wenn deutlich schwerere und damit größere Köpfe verwendet
werden, als für das Ködergefühl notwendig wäre.
Ein Hänger bedeutet aufgrund der Sollbruchstellen auch nicht mehr automatisch
ein Neumontieren der gesamten Montage, was insbesondere bei Kälte
und Dunkelheit Zeit und Nerven spart.
Höherer Strömungsdruck:
Da Stahljigs größer sind, sind sie mehr dem Strömungsdruck
ausgesetzt. Bei starker Strömung und zugleich tiefem Wasser sind
Stahljigs den Bleijigs unterlegen. Nachteilig dazu kommt in diesem Fall
auch die geringere Sinkgeschwindigkeit.
Geringere Absinkgeschwindigkeit:
Muss naturgemäß so sein. Da sie aber von so vielen Faktoren
abhängt (Tiefe, Strömung, Entfernung, Schnurstärke, Köderart,
Ködergröße, etc.) fiel mir das in der Praxis nicht auf.
Ist je nach Bedingungen ein Vor- oder auch ein Nachteil. Nachteil z.B.
bei großer Tiefe und starker Strömung. Vorteil bei geringer
Tiefe.
Klopfgeräusch auf Stein:
Müsste etwas stärker sein, weil Stahl härter ist als Blei,
durch die geringere Sinkgeschwindigkeit aber vielleicht auch nicht. Vor-
oder Nachteil? Keine Ahnung.
Rost:
Abgerissene Jigköpfe sollen möglichst rasch im Wasser verrosten.
Ich würde die Köpfe daher nicht mit einem Rostschutz ausstatten.
Beim Fischen hat die Rostfarbe eher eine tarnende Wirkung als ein metallisch
glänzender Jigkopf. Rost in der Köderdose spielt eine untergeordnete
Rolle, weil bis die Köpfe richtig Rost ansetzen können, sind
sie erfahrungsgemäß längst wieder abgerissen.
Ein Blick in eine Köderbox mit Stahlköpfen:
Vergrößerung
Gummiköder aus biologisch abbaubarem Material und ohne giftige
Weichmacher:
Sind vermutlich wesentlich umweltschonender als Gummiköder aus PVC
und PVC-Weichmachern. Und vermutlich auch wesentlich weniger gesundheitsschädlich
für Hersteller, Verkäufer und uns Angler. Es gibt dazu bereits
Produkte auf dem Markt und mMn interessante Entwicklungen. Ich habe Versuche
mit Ködern aus Gelatine gemacht. Details-Infos dazu und Links zu
biologisch abbaubaren Ködern siehe Seite Gelatineköder.
Ist die Giftwirkung von Angelbleien für die Umwelt vernachlässigbar
oder nicht?
Darüber gibt es eine endlose (Laien-)Diskussion mit verschiedenen
Pro- und Kontra-Argumenten. Fakt ist: Blei ist ein giftiges Schwermetall.
Fest steht auch: Wenn man Blei beim Angeln erst gar nicht verwendet, ist
ein Schaden dadurch ausgeschlossen.
Hier ein umfangreicher Artikel zum Thema von Karsten Jaszkowiak, dem Gründer
von FISHSTONE: https://www.blinker.de/angelmethoden/angeln-allgemein/news/kommentar-die-entstehung-unserer-bleie-ein-schock-ueber-den-tellerrand-aus-2015
Giftigkeit des Bleis für uns Angler und die Bleihersteller:
Sollte man wohl auch etwas im Auge behalten. Siehe Aufdruck auf einer
amerikanischen Bleipackung:
Bei Verwendung von Stahl statt Blei erübrigt sich auch dieses Thema,
weil das Element Eisen ist bekanntlich ungiftig.
Ökobilanz bei der Herstellung
Meines Wissens nach sind Energiebedarf und Co2-Ausstoß für
Gewinnung und Herstellung bei Stahl- und Bleijigs in etwa vergleichbar.
Bei Tungsten-Jigs dürften die Werte um ein mehrfaches schlechter
sein als bei Stahl und Blei. Die Umweltbelastung durch Energiebedarf und
Co2-Ausstoß für die Herstellung von Jigs ist im Vergleich zur
Umweltbelastung durchs Autofahren aber eher klein. Das heißt, sobald
etwas längere Autofahrten zum Erreichen des Angelreviers erforderlich
sind, relativiert sich über ein ganzes Angeljahr gesehen der Energiebedarf
für die Produktion der Angelgewichte stark. Mehr Details und Daten
siehe in diesem Forumsartikel.
Bleiverbot in der EU:
Seit Beginn 2021 gibt es von seiten der EU den Vorschlag, Verkauf und
Verwendung von Angelblei generell zu verbieten. Aktuellen Stand siehe
diese ECHA-Mitteilung
|